Luzern tappt bezüglich Pestizide im Dunkeln
22. Juni 2020
Heute diskutierte der Kantonsrat eine Anfrage von Simon Howald (GLP) zu Pestiziden und nahm in seinen Antworten oft Bezug auf eine früher beantworteten Anfrage von Sara Muff (SP). Die Antworten der Regierung fallen unbefriedigend aus. Sie zeigen, dass der Kanton teilweise sehr wenig über die Belastung von Pestiziden weiss, obwohl frühere Untersuchungen alarmie-rende Messresultate zu Tage förderten.
Fliessgewässer: Unwissen trotz Alarmzeichen
Besonders befremdlich ist die Situation im Kanton Luzern in Bezug auf die Fliessgewässer. Im Gegensatz zu anderen Kantonen, wie zum Beispiel Zürich, werden im Kanton Luzern keine re-gelmässigen Pestizid-Messungen gemacht. Ein einziger Messpunkt des Bundes an der Ron gibt Auskunft über die Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässern des Kantons. Und dies, obwohl in Untersuchungen zusammen mit dem Kanton Aargau in den Jahren 2002-2007 alarmierende Befunde gemacht wurden. Festgestellt wurden seinerzeit unter anderem Insektizide, die auf Wasserinsekten einwirken und so die ganze Nahrungskette beein-flussen.
Grund- und Trinkwasser: Bevölkerung hat keinen Durchblick
Die Qualität des Grundwassers wurde über den Jahreswechsel durch die Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) in Zusammenarbeit mit dem Bund untersucht. Mit den Messungen Ende 2019 und Anfang 2020 wurde festgestellt, dass die Anforderungswerte für R471811, ein toxi-sches und äusserst langlebiges Abbauprodukt von Chlorothalonil, im Grundwasser teilweise überschritten werden. Dies treffe vor allem auf Grundwasservorkommen in Gebieten zu, in de-nen verbreitet Ackerbau und Obstbau betrieben wird, teilte der Kanton in einer Medienmittei-lung vom 12. März mit. Vielerorts wird Trinkwasser aus Grundwasservorkommen bezogen. Eine Übersicht zu potenziell von Pflanzenschutzmitteln oder deren Abbauprodukte gefährdete Trinkwasser-Fassungen im Kanton Luzern sei allerdings nicht vorhanden, stellt der Regie-rungsrat in seiner Antwort auf die Anfrage von Simon Howald fest.Seite 2 von 2Dies, obwohl im Jahr 2019 die Dienststelle Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz im Trinkwasser von rund zehn Gemeinden erhöhte Werte bei Abbauprodukten von Chlorothalonil festgestellt hatte. Nach den zehn Gemeinden sucht man auf der Website des Kantons vergeb-lich und auch die Antworten der Regierung auf die Anfrage von Simon Howald liefern keine Aufschlüsse. Für die Kommunikation seien wiederum die Trinkwasserversorger zuständig, heisst es lapidar. Klarheit und Verantwortung gegenüber der Bevölkerung sieht anders aus.