Lebensraum für Wiesel und Co.

Kleine Tiere - grosse Jäger

Hermeline und Mauswiesel, die kleinsten einheimischen Raubtiere und das Mauswiesel sogar das kleinste Raubtier weltweit, sind auf die Jagd nach verschiedenen Wühlmausarten spezialisiert. Sie führen ein verborgenes Leben und bewegen sich vorwiegend unterirdisch oder in Deckung, selbst in Regionen mit gesunden Populationen sind sie selten zu sehen. Um ihre Lebensräume zu schützen und zu fördern, benötigen sie Jagdgebiete und zahlreiche Verstecke wie Ast- und Steinhaufen, Natursteinmauern, Hecken und Gehölze mit Struktur. Diese Strukturen dienen nicht nur den Wieseln, sondern tragen auch zur Biodiversität bei, indem sie Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten schaffen. Daher sind Wiesel sogenannte Schirmarten, von Schutzmassnahmen profitieren viele andere Arten.

Engagement WWF  

Das Ziel des WWF ist es, unserer Flora und Fauna in der Kulturlandschaft wieder einen Lebensraum zu bieten und ökologisch wertvolle Strukturen zu erhalten und zu erstellen. Der WWF setzte deshalb im Kanton Uri ein Förderprojekt finanziert und ermöglicht von der Dätwyler Stiftung für die beiden Wieselarten um, dies beinhaltete beispielsweise die Erstellung von Lebensraumaufwertungsmassnahmen (z.B. Asthaufen, Hecken) und von Vernetzungselementen (Holzbeige, Passagebaum). Diese strukturreichen Lebensräume und Vernetzungskorridoren kommen der Biodiversität ganz allgemein zugute.

Die Siedlungsentwicklung, Infrastrukturbauten und die Intensivierung der Landwirtschaft führen dazu, dass unsere Kulturlandflächen immer strukturarmer werden. Dadurch finden viele Tier- und Pflanzenarten keinen geeigneten Lebensraum mehr. Durch die Schaffung passender Strukturen für Wiesel und andere Tiere kann in den Kulturlandschaften wieder ein vielfältiges Netz an Lebensräumen entstehen. Dies kommt nicht nur den Wieselarten zugute, sondern auch einer Vielzahl weiterer Tier- und Pflanzenarten. Deshalb wurde im Juli 2019 das Projekt „Lebensraum für Wiesel und Co.“, initiiert vom WWF Uri und gefördert durch die Dätwyler Stiftung, gestartet um einerseits den rückläufigen Beständen des Hermelins und des Mauswiesels in der Schweiz entgegenzuwirken und deren Populationen langfristig zu sichern und andererseits die den Wieseln entgegengebrachten Sympathien zu nutzen, um Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen zu schaffen. So bringt die Förderung dieser Wieselarten nicht nur einen erheblichen Nutzen für die Landwirtschaft durch die Dezimierung der Mäusepopulation, sondern trägt auch wesentlich zur Erhöhung der Artenvielfalt und der Landschaftsqualität bei, was sowohl der Natur als auch der Bevölkerung zugutekommt.

 

Rückblick

Seit dem Projektstart konnten wichtige Erfolge erzielt, Grundlagen geschaffen und zahlreiche Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden. Im ersten Projektjahr standen die Partnerschaften, Planung und Vorbereitung im Fokus, trotz Herausforderungen durch die Covid-19 Bestimmungen. Im zweiten Jahr wurden umfangreiche Aufwertungsmassnahmen und ein intensives Monitoring durchgeführt, während im dritten Jahr neben weiteren Massnahmen auch eine Informationskampagne und die Plattform „Wilde Nachbarn Uri“ gestartet wurden. Das vierte Jahr war geprägt von weiteren Aufwertungen, Monitoring und der interaktiven Ausstellung in Altdorf. Der Projektperimeter wurde erweitert, um die Ost-West-Vernetzung zu verbessern und das ökologische Netzwerk weiter zu stärken, dies wurde dann auch im fünften Projektjahr weitergeführt. Diese Massnahmen trugen wesentlich zur Verbesserung der Lebensraumsqualität und -vernetzung in der Kulturlandschaft des Kantons Uri bei. Die geschaffenen strukturreichen Lebensräume kommen nicht nur den Wieselarten Hermelin und Mauswiesel zugute, sondern bieten auch zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Die Kommunikationsmassnahmen zur Sensibilisierung der Landwirte und der Bevölkerung für die Bedürfnisse und den Nutzen dieser Wieselarten war ein zentraler Erfolgsfaktor. Unsere Bemühungen haben dazu geführt, dass die Populationen von Hermelin und Mauswiesel untersucht und durch Lebensraumaufwertungen gestärkt werden konnten, was die Funktionsfähigkeit des gesamten ökologischen Systems nachhaltig gewährleistet. Mit diesen Errungenschaften blicken wir zuversichtlich in die Zukunft und setzen uns weiterhin dafür ein, die ökologischen Strukturen und die Artenvielfalt in der Region zu fördern. Die Kommunikationsmassnahmen zur Sensibilisierung der Landwirte und der Bevölkerung waren ein zentraler Erfolgsfaktor. Dank der Unterstützung der Dätwyler Stiftung konnten diese Erfolge erzielt werden, was den nachhaltigen Beitrag der Stiftung unterstreicht.

Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts, vor allem im letzten Projektjahr war die Erarbeitung eines Schulbesuchsprogramm, das Schülerinnen und Schülern spielerisch die Lebensweise von Wieselarten vermittelt. Die Kinder lernen die Unterschiede zwischen Hermelin und Mauswiesel kennen, entdecken die Abhängigkeiten zwischen Räuber- und Beutetieren und erfahren, wie sie selbst zur Förderung der Biodiversität beitragen können. Ein optionales Zusatzmodul ermöglicht es Schulklassen, Spurentunnel vorzubereiten und aufzustellen, um Wiesel in ihrer Umgebung nachzuweisen. Weitere Infos dazu finden Sie hier. Es wurden mehrere WWF-Magazinbeiträge zum Wiesel publiziert (beispielsweise im Februar und April 2020 oderim April 2022), in welchen die Zusammenarbeit und die Fördermassnahmen des WWF Zentralschweiz mit den Wiesel beschrieben ist.

Aufbauend auf den Erfolgen und um die Nachhaltigkeit der Errungenschaften und Materialien sicherzustellen, planen wir eine Ausweitung des Projekts auf die Kantone Ob-, Nidwalden und Zug: Die Projekterfolge bilden eine solide Basis für die zukünftigen Schritte, die darauf abzielen, die ökologische Vielfalt in der Region nachhaltig zu fördern und die Lebensräume weiter zu vernetzen und das Wieselprojekt auch in Zug, Ob- und Nidwalden umzusetzen. Bei dieser Skalierung konnten bereits erste Massnahmen umgesetzt werden – beispielsweise wurden ein umfassender Projektbeschrieb erstellt und bereits erste Aufwertungsmassnahmen in Ob- und Nidwalden erstellt. Wir werden weiterhin eng mit lokalen Partnern zusammenarbeiten, um die ökologischen Strukturen und die Artenvielfalt in der Region zu fördern und zu vernetzen.

 

Haben auch Sie Interesse, in Ihrem Garten oder einem anderen Ort wiesel- und biodiversitätsfördernde Projekte zu realisieren? Dann schauen Sie doch vorbei in unseren untenstehenden Postkarten.

- Hermelin und Mauswiesel Portrait

- Wiesel-Fördermassnahmen-Hecke-Altgrasstreifen

- Wiesel-Fördermassnahmen-Asthaufen

- Wiesel-Fördermassnahmen-Steinhaufen

Die Suche nach Wiesel

Die Wieselpopulation in der Schweiz erlebte historische Veränderungen. Sie wuchs mit der Ausdehnung von Wiesen und Weiden im Mittelalter und blieb bis zum 20. Jahrhundert stabil. Jedoch führen moderne Entwicklungen wie intensive Landwirtschaft, Siedlungsausbau, Infrastrukturbau und Schädlingsbekämpfung zum kontinuierlichen Rückgang von Hermelinen und Mauswieseln. Nahrungskonkurrenz, insbesondere durch Füchse, Greifvögel und Hauskatzen, beeinflusst die Population. Ihre Empfindlichkeit gegenüber Landschaftsveränderungen und Nahrungskonkurrenz unterstreicht die Bedeutung von Schutzmassnahmen wie Steinhaufen und Hecken zur Förderung der Biodiversität. Diese Massnahmen sind entscheidend, um den Bestand der Wiesel zu sichern und die natürliche Vielfalt zu erhalten.

Zusätzliche Lebensraumverbesserungen erfolgt eine systematische Erhebung der Wiesel. Spurentunnel aus Holz mit integrierten Stempelkissen und Papier sind die gängige Methode, um Wiesel zu finden. Die Tiere hinterlassen Spuren auf dem Papier, die dann analysiert und verschiedenen Arten zugeordnet werden können. Dies ermöglicht eine fundierte Überwachung der Wieselpopulation. Dank Beiträge der Dätwyler Stiftung konnte der WWF Zentralschweiz dieses Wieselförderprojekt realisieren.

 

Nachweise der flinken Jäger

Monitoring ist wichtig, um die Wirksamkeit von Naturschutzmassnahmen zu bewerten und notwendige Anpassungen vorzunehmen. Es liefert wissenschaftliche Daten für fundierte Entscheidungen und fördert das Verständnis ökologischer Prozesse. Nachweise von Hermelin und Mauswiesel sind aufgrund ihrer versteckten Lebensweise grundsätzlich sehr herausfordernd. Deshalb haben wir zwei Ansätze kombiniert und auf die in der Schweiz meistpraktizierte systematische Nachweismethode mit Spurentunnels und auf opportunistische Beobachtungsmeldungen gesetzt: Das systematische Monitoring mit Spurentunnels, erfasst regelmässig und standardisiert Tieraktivitäten, während opportunistische Beobachtungsmeldungen zusätzliche, spontane Daten liefern. Beide Methoden helfen, Erfolge zu dokumentieren, Probleme frühzeitig zu erkennen und die Unterstützung der Öffentlichkeit zu erhöhen.

 

Spurentunnel

Das systematische Monitoring wurde mit Spurentunnels umgesetzt. Die Nachweise von Tierarten mit Spurentunnels funktionieren durch kleine Holztunnels mit einer Tintenfläche und Papier im Inneren. Wenn beispielsweise Hermeline hindurchlaufen, hinterlassen sie Fussabdrücke auf dem Papier. Diese Spuren ermöglichen uns, die Anwesenheit der Tiere zu bestätigen. Im vorliegenden Projekt konnten wir die Nachweismethode mit Spurentunnels weiterentwickelt, beispielsweise haben wir verschiedene Spureneinlagen verwendet, getestet und evaluiert. Hierbei haben die Spureneinlagen aus Neuseeland gegenüber verschiedenen Varianten aus der Schweiz bezüglich Handhabung und Qualität der Nachweise (Wetterresistenz), besser abgeschnitten. Die Spurentunnel aus Holz haben sich bewährt, glücklicherweise konnten wir hier über die gesamte Projektlaufzeit Synergien nutzen und Spurentunnels von der Luzerner Jagdverwaltung ausleihen. Spurentunnels werden systematisch im Untersuchungsgebiet platziert - bei uns in vier gleichgrossen Gebieten in Attinghausen, Reussdelta, Silenen und Unterschächen. In jedem Gebiet wurden zehn Spurentunnels für sechs Wochen platziert, einmal wöchentlich von freiwilligen Helfenden kontrolliert und die Spureneinlagen eingesammelt. Hierbei wurden insgesamt über 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Die eingesammelten Spureneinlagen wurden von Fachexperten analysiert und mit Zweitmeinungen validiert. Über die fünf Jahre konnten so mit Hilfe von Spurentunnels zwei Mauswiesel und ein Hermelin wissenschaftlich nachgewiesen werden. Die Nachweise der Mauswiesel sind hierbei hochzugewichten, da diese im Vergleich zu den Hermelinen schwerer nachzuweisen sind. Weitere erfreuliche Nachweise konnten von folgenden, teilweise gefährdeten Tieren gefunden werden: vier Schläfer (wovon drei Siebenschläfer), zwei Iltise, ein Marder und ein Maulwurf. Beispielhaft sind die Resultate von 2024 sind im Anhang abgebildet.

Zur Ergänzung der Resultate aus den Spurentunneln wurden nach der Covid-Zeit in den vier Monitoring-Gebieten je eine Wildtierkamera aufgestellt. Mauswiesel und Hermeline konnten keine abgelichtet werden, dafür entstanden andere interessante Tierbilder (siehe nachfolgend). Die Aufstellung in der nachfolgenden Tabelle gibt eine Übersicht über die Nachweise von 2022 bis 2024.

 

Wilde Nachbarn Uri

Für die opportunistischen Nachweise verwendeten wir die Citizen-Science-Plattform «Wilde Nachbarn Uri» und so wurden seit 2021 durch Beobachtungen aus der Bevölkerung 19 Hermeline, drei Mauswiesel und vier Wiesel (mit unklarer Artzuordnung) nachgewiesen. Gesamthaft wurden rund 296 Tierbeobachtungen gemeldet. Die Ergänzung der Resultate aus den Spurentunnel und den Wildtierkameras mit den Beobachtungen über Wilde Nachbarn hat sich als sehr wertvoll erwiesen. Aus dem ganzen Kanton wurden Beobachtungen von Wieseln und weiteren Tierarten gemeldet. Die tabellarische Aufstellung der Beobachtungen ist im Anhang zu finden. Auch diese wichtigen Resultate sind dem Beitrag der Dätwyler Stiftung zu verdanken. Alle Daten werden in eine nationale Datenbank eingespeist und stehen so der Wissenschaft und den Behörden zur Verfügung.

Als Höhepunkt beim Citizen-Science Projekt gab es einen Fotowettbewerb, mit dieser kommunikativen Massnahme konnte zwei Gewinner prämiert werden: Steinböcke im Unteralptal von Fabian Gnos gewinnt den «Publikumspreis». Das Mauswiesel in der Nähe des Gotthardpasses von Samuel Betschart gewinnt als «Bestes Wieselbild». Mithilfe von "Wilde Nachbarn Uri" konnten mittlerweile knapp 300 Tierbeobachtungen gemeldet werden. Darunter waren erfreulicherweise auch 19 Hermelinnachweise, 3 Mauswiesel und vier unbestimmte "Wiesel"-Beobachtungen.

Hervorzuhebende Erfolge

  • Schaffung von über 150 ökologischen Aufwertungsmassnahmen zugunsten der Natur: Der WWF setzte von Ast- über Steinhaufen, zu Buntbrachen bis zu Hecken eine Vielzahl an ökologischen Aufwertungsmassnahmen um. Mit den Wieseln profitieren eine Vielzahl weiterer Tiere und Pflanzen (wie beispielsweise der Neuntöter, ein Vogel der Heckenbrauch, verschiedenen Reptilien wie beispielsweise die Ringelnatter profitieren von warmen Plätzen auf den Steinhaufen, aber auch Säugetiere wie der Igel oder Wildbienen und andere Insekten profitieren unter dem Schirm des Wiesels) von den aufgewerteten und besser vernetzten Lebensräumen.
  • Intensives Monitoring: Allein beim Monitoring wurden insgesamt über 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Über die fünf Jahre hat man mit sogenannten Spurentunnels zwei Mauswiesel, ein Hermelin und weitere Tiere (Siebenschläfer, Iltisse, Marder, etc.) wissenschaftlich nachgewiesen. Kombiniert mit weiteren Methoden gelang der Nachweis von zusätzlichen 19 Hermelin und drei Mauswiesel (und vier unbestimmte Wieselmeldungen). 296 Meldungen von Tierbeobachtungen gingen aus der Bevölkerung über die Plattform «Wilde Nachbarn Uri» ein.
  • Fotowettbewerb: Als Höhepunkt der Beobachtungsmeldungen konnten im Rahmen eines Fotowettbewerb zwei Gewinner prämiert werden: Steinböcke im Unteralptal von Fabian Gnos gewinnt den «Publikumspreis». Das Mauswiesel in der Nähe des Gotthardpasses von Samuel Betschart gewinnt als «Bestes Wieselbild».
  • Interaktive Ausstellung: Fast 300 Besuchende von Schulklassen bis Renterinnen besuchten die Wieselausstellung in Altdorf. Mit eindrucksvollen Tierpräparaten, illustrativen Infotafeln und interaktiven Elementen lernten die Besuchenden das Mauswiesel, Hermelin und ihre Bedürfnisse kennen. Die Ausstellung richtete sich an Erwachsene und Kinder. Zudem führten Naturpädagogen 8 Schulklassen durch die Ausstellung.
  • Entwicklung Umweltbildungsangebot für Schule: Ein neu entwickeltes Schulbesuchsprogramm vermittelt Kindern und Jugendlichen spielerisch die Lebensweise von Wieselarten. Die Kinder lernen die Unterschiede zwischen Hermelin und Mauswiesel kennen, entdecken die Abhängigkeiten zwischen Räuber- und Beutetieren und erfahren, wie sie selbst die Naturvielfalt fördern können. Der Schulbesuch zum Wiesel ergänzt bestehende Angebot mit einem Fokus auf die Biodiversität in der Kulturlandschaft.
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