Luzerner Allianz gegen mehr Strassen: «Der Autobahnausbau widerspricht den Zielen von Bund und Kanton»
22. Oktober 2024
«Der massive Ausbau der Autobahnen führt dazu, dass die Leute wieder aufs Auto umsteigen und bringt uns so Mehrverkehr. Damit machen wir unsere Anstrengungen für eine zukunftsfähige Mobilität zunichte», begründet Michael Töngi, Nationalrat und Präsident des VCS Luzern, das NEIN zum Autobahnausbau. Es braucht andere Lösungen: «Für eine Mobilität mit Zukunft müssen wir auf flächeneffiziente Fahrzeuge setzen und nicht auf eine weitere Zunahme des Autoverkehrs, der viel Platz und Energie verbraucht.»
Das Beispiel Bypass Luzern zeigt, dass ein Ausbau der Autobahn-Infrastruktur Stadt und Agglomeration Luzern keine Entlastung bringt, im Gegenteil: die pro Tag prognostizierten zusätzlichen rund 30'000 Autofahrten sorgen für noch viel mehr Stau und Lärm. Insbesondere auch in Luzern, Kriens und Emmen, wo die Autobahnausfahrten direkt ins Zentrum führen und dort den lokalen Verkehr und den öffentlichen Verkehr behindern, mit allen negativen Auswirkungen auf Wirtschaft und Bevölkerung. Rund 80 Prozent des Verkehrs auf den Autobahnen der Agglomerationen sind lokaler Verkehr, auch in Luzern. Das heisst: all diese Fahrten haben Start und oder Ziel in einem Ortszentrum der Region.
«Der Ausbau von Autobahnen in städtischen Gebieten führt ganz klar zu mehr Verkehr, Lärm und Luftverschmutzung, was die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt beeinträchtigt», sagt Marta Lehmann, Co-Vizepräsidentin SP Stadt Luzern. Statt dessen brauche es mehr öV und nachhaltige Mobilitätskonzepte. Und auch Beda Lengwiler, Krienser Einwohnerrat von der Jungen Mitte spricht sich gegen den Autobahnausbau aus. «Bevor wir Milliarden in neue Projekte stecken, müssen die bisher genehmigten Projekte siedlungsverträglich optimiert werden», sagt Lengwiler und meint weiter: «Statt neue Wunden aufzureissen, sollen alte geschlossen werden!» Lengwiler bezieht sich dabei auf die fehlende Verbindlichkeit und Finanzierung durch den Bund von Massnahmen zur Siedlungsverträglichkeit des Projekt «Bypass» in Kriens.
Dass zusätzliche Strasseninfrastruktur nie die versprochene Entlastung sondern noch viel mehr Verkehr bringt, zeigt exemplarisch ein Beispiel aus der Region: 2011 wurde der Autobahnanschluss Buchrain feierlich eröffnet mit dem Versprechen, dass nun das Siedlungsgebiet entlang der Kantonsstrasse «vom Verkehr entlastet» würde. Das Gegenteil ist passiert, mehr Strasse, mehr Verkehr, mehr Stau – worunter die Wirtschaft ebenso leidet wie die Menschen. «Mehr Verkehr heisst eine höhere Belastung mit Feinstaub und giftigen Abgasen. Darunter leidet unsere Gesundheit», sagt Dr. med. Katrin Baumann Conzett von den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz. «Atemwegserkrankungen insbesondere bei Kindern und bei älteren Menschen nehmen zu. Und die steigende Lärmbelastung erhöht das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.» Immer mehr Verkehr, begünstigt durch einen weiteren massiven Ausbau der Autobahnen, schädigt direkt die Gesundheit der Menschen. Baumann-Conzett: «Als Ärztin sage ich deshalb NEIN zum geplanten Autobahnausbau.»
Jörg Häfliger, Präsident des WWF Luzern, seinerseits zeigt auf, warum auch der WWF die Vorlage ablehnt: Der Strassenverkehr ist für rund einen Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Zusätzliche Strassen seien also genau das Falsche, wenn wir unsere Klimaziele einhalten wollen. «Klimapolitisch untergräbt ein Autobahnausbau die Bemühungen auf dem Weg zu <netto Null>», sagt Häfliger. Die Klimaziele müssten aber auch für den Strassenverkehr gelten. «Deshalb lehnt der WWF den Autobahnausbau ab.» Und mit ihm in der Luzerner Allianz gegen den Autobahnausbau der VCS Luzern, SP, Grüne, GLP, Junge Grüne, Juso, Eltern fürs Klima Luzern, Gegenbewegung Spange No, Klimastreik Zentralschweiz, Pro Natura Luzern, Komitee Bypass Luzern und die Ärzte für Umweltschutz Luzern.
Hier geht es zum Beitrag der Luzerner Zeitung.
Im Bild (v.l.n.r.): Beda Lengwiler (junge Mitte Kriens), Marta Lehmann (SP Stadt Luzern), Katrin Baumann (Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz), Michael Töngi (Nationalrat Grüne) und Jörg Häfliger (Präsident WWF Luzern).